Gefahrstoffübung – Alarm nach Wartungsarbeiten

(pad) Rund 30 Feuerwehrautos, dazu über 120 Feuerwehrleute rückten am vergangenen Samstag nach Hungen in die Lindenallee aus. Ein Gefahrstoff trat nach Wartungsarbeiten in einem chemischen Betrieb aus – so das Szenario, welches sich Daniel Moll, Christian Kaiser, Fabian Schmidt und Markus Trinklein für eine Großübung des GABC-Zugs auf dem ehemaligen Jackl-Firmengelände ausgedacht hatten.

Demnach war ein Rohr mit Schwefelsäure beschädigt worden, der ätzende Stoff – simuliert durch Wasser – trat aus. Zunächst galt es, drei Vermisste in dem weitläufigen Gebäude zu finden und in Sicherheit zu bringen. Die ersteintreffenden Feuerwehren aus Hungen, Villingen und Nonnenroth suchten das Gebäude unter Atemschutz ab und konnten die drei Personen – die von Laiendarstellern des Roten Kreuzes dargestellt wurden – finden und in Sicherheit bringen. Sie wurden teilweise zunächst dekontaminiert – also vom Gefahrstoff gereinigt – und dann durch den Rettungsdienst betreut.

Dabei wurde der sogenannten GAMS-Regel gefolgt. Diese besteht aus Gefahr erkennen – absperren – Menschen retten – Spezialkräfte anfordern. Die Spezialkräfte waren in diesem Moment bereits unterwegs: Der GABC-Zug des Landkreises Gießen. Feuerwehrleute aus vielen Kreiskommunen sind darin aktiv, ihr Equipment auf zig Fahrzeuge im gesamten Landkreis verteilt. Der GABC-Zug kommt zum Einsatz, wenn beispielsweise Giftstoffe und andere gefährliche Chemikalien austreten, es biologische oder atomare Gefahren an einer Einsatzstelle gibt. Zur Ausrüstung zählen unter anderem zahlreiche Messgeräte und Test für die unterschiedlichsten Stoffe, aber auch Schutzanzüge und nicht zuletzt eine Reinigungsanlage für die Einsatzkräfte – kurz Dekon genannt.

Auch ein Hungener Fahrzeug gehört zu dieser Spezialeinheit: der Gerätewagen Gefahrgut. Auf diesem ist unter anderem Material für einen Dekon-Platz zu finden, sodass dieser bereits aufgebaut werden konnte, während zeitgleich die Suche nach den Vermissten im Gebäude lief. Alle Personen, die mit dem Gefahrstoff in Kontakt geraten sein konnten, wurden auf diesem zunächst gereinigt und anschließend durch den Rettungsdienst betreut.

Zeitgleich überwachten die GABC-Kräfte, ob der Gefahrstoff sich über die Luft oder die Kanalisation ausbreitet, wozu zahlreiche Proben genommen wurden. Im nächsten Schritt ging es darum, den Austritt der „Schwefelsäure“ einzudämmen. Speziell ausgebildete Feuerwehrleute in Chemikalienschutzanzügen dichteten den Riss in der Rohrleitung schließlich ab, was dadurch erschwert wurde, dass sich dieser direkt unter der hohen Hallendecke befand.

Über 20 Übungsbeobachter notierten, was gut lief und was Verbesserungsmöglichkeiten bot. Die Freiwillige Feuerwehr Hungen dankte der Firma Jackl, dass sie das Gebäude für die Übung zur Verfügung gestellt hatte.